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Weihbischof
Rudolf Schmid
25 Jahre Ständiger Diakonat im Bistum Augsburg
Es
war ein Ereignis von weittragender, in die Zukunft weisender Bedeutung als der
damalige Diözesanbischof von Augsburg, Dr. Josef Stimpfle. nach der vom II.
Vatikanischen Konzil beschlossenen Erneuerung des Ständigen Diakonats und der
von den deutschen Bischöfen im März 1968 verabschiedeten Grundordnung folgend,
am 20. Juli 1969 in der Studienkirche zu Dillingen zum ersten Mal drei
verheiratete Männer zu Ständigen Diakonen für den Dienst in der Kirche von
Augsburg geweiht und bestellt hat. Er hat dies getan nicht nur im Blick auf die
damals schon zusehends kleiner werdende Zahl von Priestern und damit verbundenen
wachsenden seelsorglichen Problemen und Schwierigkeiten.
Die Konzilsdokumente machen deutlich bewusst, dass dem Ständigen Diakonat in der Kirche und in der Welt von heute eine Bedeutung zukommt, die von Anfang an erkannt, heute aber immer deutlicher zutage tritt. "Mit sakramentaler Gnade gestärkt dienen sie dem Volke Gottes in der Diakonie (Heilsdienst) der Liturgie, des Wortes und der Liebestätigkeit in Gemeinschaft mit dem Bischof und seinem Presbyterium." So lesen wir in der Kirchenkonstitution "Lumen Gentium", Art. 29. Alle Tätigkeiten des geistlichen Amtes, damit auch des Diakonats, zielen darauf ab, dass der Glaube verlebendigt und der christliche Lebensvollzug aus der Liebe heraus geschieht. Als kirchliches Dienstamt erinnert der Diakonat in besonderer Weise an die Grundstruktur der Kirche und des Christseins überhaupt. In seiner Ansprache an Diakone und deren Ehefrauen hat Papst Johannes Paul II. bereits im Jahr 1987 gesagt: "Das ist das Herz des Diakonats, Diener der Geheimnisse Christi zu sein und gleichzeitig Diener für unsere Brüder und Schwestern."
Was Bischof Josef Stimpfle schon zehn Jahre nach der Weihe der ersten drei Diakone im Bistum Augsburg mit Überzeugung sagen konnte, bewahrheitet sich nunmehr nach 25 Jahren erst recht: "Die Diakone sind zu guten und unentbehrlichen Helfern in der Seelsorge geworden." Mit Dank gegen Gott dürfen wir feststellen, dass sich inzwischen ihre Zahl auf heute 90 erhöht hat. Die Zahl der Bewerber berechtigt weiterhin zu guter Erwartung und Hoffnung, auch für die kommenden Jahre. In Liebe und Dankbarkeit gedenken wir ganz besonders auch der inzwischen verstorbenen acht Diakone, deren Wirken unvergessen bleibt.
Das 25jährige Jubiläum des Ständigen Diakonats in unserer Diözese ist guter Anlass, erneut im Blick auf die Zukunft über den tiefsten Sinn des Diakonats sich Gedanken zu machen, weit über alle damit verbundenen Funktionen hinausreichend. Das ist wichtig für den Diakon selbst und dient zugleich dem Vertrauen und der Anerkennung, die er verdient und braucht. Wenn sich das Berufsbild als solches auch verschiedenartig darstellt und durch Erfahrungen im Lauf der Jahre mehr und mehr geprägt wird. so ist seine geistliche Gestalt bleibend bestimmt durch das eine geistliche Amt. das der Kirche von Christus geschenkt wurde und das sich in den drei Stufen des Bischofsamtes, des Priesteramtes und des Diakonats ausgeformt hat.
Das
Titelbild auf der ersten Seite der Jubiläumsausgabe von "Ruf und
Dienst" (auch auf der
Homepage! Anm. d. Red.), den
Diakonen und vielen über den eigenen unmittelbaren Kreis hinaus schon bekannt,
will auch diesmal wieder bewusst daran erinnern, was Diakon sein heißt. Die
Deutung, welche damals im Jahr 1979 von Interessenten an Informationstagen
gegeben wurde, gilt heute ebenso und wird durch Erfahrungen, die inzwischen
gemacht wurden, bestätigt. Drei Gestalten in unterschiedlicher Haltung begegnen
uns: die eine vorwärtsstürmend, die andere eher geknickt und mutlos wirkend,
die dritte noch zusehend, wie unentschlossen abwartend, vielleicht auch
skeptisch oder enttäuscht, ohne große Erwartung. Aber da ist in leuchtender
Farbe dargestellt, noch einer dazwischen und in der Mitte, der alle zusammenführen
und Mut machend mitnehmen will. Kein anderer ist damit gemeint als der Herr
selbst, der uns sagt, was für den Diakon, nicht anders als für jeden Getauften
und Gefirmten. vor allem aber für den zu besonderem Dienstamt in der Kirche
Berufenen gilt. Die Unterschrift unter dem Bild sagt es aus: DIAKON sein heißt:
dienen - dasein - anregen - aufbauen - im Auftrag der Kirche. Ein großes
Programm und ein unerschöpfliches Thema als ständige Herausforderung zum Tun.
Es fordert Hochherzigkeit und Bereitschaft zur Hingabe, die auf Dauer nur möglich
ist im Blick auf den Herrn in der Mitte, im Hinhören auf sein Wort und in der
Nachfolge des dienenden Christus, "der nicht gekommen ist. um sich dienen
zu lassen, sondern um zu dienen" (Mk 10.45).
Wenn
durch all unser eigenes Tun hindurch das Antlitz Jesu Christi aufleuchtet, dann
ist das der Weg, der auch in unserer Zeit die Herzen der Menschen erreicht und
sein Evangelium als Frohe Botschaft erfahren und annehmen lässt. Was Anderes
und Besseres können wir wünschen, als dass dies auch in Zukunft immer neu
geschieht zum Segen für die Welt, in der wir leben und die uns von Gott als
Aufgabe anvertraut ist.
Augsburg,
im März 1994 - Weihbischof Rudolf Schmid